BONUS:
Sturmtochter
Für immer verbündet

Diese Geschichte ist zuerst in „December Dreams. Ein Adventskalender“ (2021, Ravensburger Verlag) erschienen.

Ava

In Edinburgh schneite es für gewöhnlich nicht an Weihnachten – oder zumindest nur selten. Es war schon Jahre her, seit die Bewohner und Besucher der Stadt Schnee gesehen hatten, und in diesem Dezember schien es nicht anders zu sein. Trotzdem war es bitterkalt.

Fröstelnd rieb ich die Hände aneinander und beobachtete meinen Atem dabei, wie er sich in einer weißen Wolke auflöste und zwischen den Menschen verschwand. Sie waren alle auf den Weihnachtsmarkt in die Princes Street Gardens gekommen, um sich die vielen Buden mit den roten Dächern und der hübschen Dekoration anzuschauen, Weihnachtsgeschenke zu kaufen und Glühwein, heißen Cider oder Kakao zu trinken, während sich im Hintergrund das beleuchtete Edinburgh Castle gegen die beginnende Dunkelheit abhob.

Eigentlich hatte ich gar keine Lust gehabt, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, auch wenn der durchaus beeindruckend war. Die vielen Menschen dagegen? Eher weniger. Ich lebte auf der Isle of Skye und bekam täglich deutlich mehr Schafe als Menschen zu Gesicht, was mir nur recht sein konnte. Aber ich hatte mich von Lance, Reid und Sloan zu diesem Treffen überreden lassen – und die Aussicht auf eine Runde Schlittschuhlaufen auf der eigens dafür angelegten Eisbahn am St Andrew Square hatte ihr Übriges getan.

Bisher stand ich jedoch nur alleine in der Kälte herum, als wäre ich zu einem Teil der Dekoration erstarrt. Dabei hatte ich mit meinen rot-braunen Haaren, der schwarzen Mütze, den Stiefeln, Leggings und dem Rock nun wirklich nichts Weihnachtliches an mir. Meine Finger waren inzwischen taub und die Kälte kroch durch meine Klamotten. Ich hätte mir vorhin etwas Warmes zu trinken holen sollen, während ich auf die anderen wartete. Ein kurzer Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich noch ein paar Minuten Zeit hatte, also könnte ich vielleicht …

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, nur um mich gleich darauf seufzend wieder auf die Fersen sinken zu lassen. Die Schlange vor dem nächsten Stand war unglaublich lang.

Während ich noch mit mir rang und mich in Gedanken dafür verfluchte, zu früh zum ausgemachten Treffpunkt gekommen zu sein, meinte ich plötzlich, ein Vibrieren im Boden zu spüren. Nur ganz leicht, kaum wahrnehmbar und dennoch da.

Ein Kribbeln lief mir den Rücken hinunter und auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut, die nichts mit der Kälte um mich herum zu tun hatte.

Langsam drehte ich mich um und ließ den Blick wandern. Doch zwischen den in dicke Jacken, Mützen und Schals eingepackten Menschen konnte ich nichts Auffälliges erkennen. Irgendwo ganz in der Nähe sang ein Chor Weihnachtslieder und weiter hinten sah ich einen Santa, der eine Gruppe von Kindern unterhielt. Ein kalter Wind wehte den Geruch von gerösteten Mandeln und Glühwein durch die Gassen zwischen den Ständen und die bunten Lichter von Riesenrad und Kettenkarussell flackerten über die Gesichter der Leute und blendeten mich für einen Moment.

Ich runzelte die Stirn. Das Vibrieren hatte aufgehört, aber ich war mir sicher, dass ich etwas gespürt hatte. Und ich wusste auch, was es zu bedeuten hatte.

Ohne die Bude mit den warmen Getränken weiter zu beachten, schlängelte ich mich an den Besuchern des Weihnachtsmarktes vorbei. Mein Herz hämmerte und meine Finger kribbelten vor Aufregung.

Während ich an den alten Sandsteingebäuden vorbeirannte, wurden die Musik und Stimmen hinter mir immer leiser. Ich passierte die National Library of Scotland und ließ Greyfriars Kirkyard hinter mir.

Als ich nach einer weiteren Kreuzung abbog und den Meadows Park erreichte, empfing mich nur noch Stille – und ein fast schon vertrautes Rumoren im Erdboden.

»Wusste ich’s doch«, murmelte ich und zog den Dolch der MacLeods hervor. Die Waffe, mit der jeder in meinem Elementeclan gelernt hatte, die gefährliche Wassermagie zu beherrschen. Ich selbst eingeschlossen. »Na, komm schon. Zeig dich!«

Meine Schritte verhallten, als ich den Gehweg verließ und auf die Wiese trat. Um diese Jahreszeit, wenn sich alle Menschen abends auf dem Weihnachtsmarkt, in Restaurants oder Pubs aufhielten, war es hier geisterhaft leer. Der perfekte Ort für ein Elementarwesen.

Ein Lächeln trat langsam auf mein Gesicht. Ich war eine Sturmtochter. Unschuldige Menschen zu beschützen und diese Wesen zu vernichten, war meine Aufgabe. Das hier war mein Leben.

Auf einmal erzitterte die Erde wieder unter mir. Der Boden schien sich zu bewegen, schien in Wellen auf mich zuzukommen. Ich hechtete zur Seite, rollte über das Gras und sprang wieder auf die Beine. Als ich herumwirbelte, starrte ich in das Gesicht eines albtraumhaften Wesens.

Wie alle Elementare war auch dieser früher ein Mitglied eines Elementeclans gewesen, das die Kontrolle über seine Kräfte verloren hatte. Was einst ein Mensch mit der Macht über das Element Erde gewesen war, war jetzt nur noch eine Kreatur, deren Gliedmaßen aus dicken Ästen und Ranken zu bestehen schienen. Das Wesen war über und über mit Moos und kleinen Blättern bedeckt und anstelle eines Kopfes prangte ein unförmiges Konstrukt aus Zweigen auf seinen Schultern. In zwei tiefdunklen Höhlen, in denen die Augen der Kreatur liegen sollten, glühte es lediglich auf.

Bevor ich etwas tun oder sagen konnte, griff mich das Wesen an. Ranken peitschten in meine Richtung und ich musste blitzschnell ausweichen. Ein Auswuchs sauste so dicht an meinem Ohr vorbei, dass ich zusammenzuckte. Doch als dieselbe Ranke zurückschnellte, holte ich mit dem Dolch in meiner Hand aus und durchtrennte sie.

Der Elementar brüllte so laut auf, dass meine Ohren klingelten. Wenigstens würde uns dank des bunten Treibens in der ganzen Stadt niemand hören. Trotzdem sollte ich das Ganze lieber schnell zu Ende bringen. Leichter gesagt als getan, denn das Wesen war verflucht stark. Und schnell. In der einen Sekunde stand es noch vor mir, in der nächs- ten verschmolz es mit Gras und Erde, nur um gleich darauf hinter mir aufzutauchen.

Ich wirbelte herum und wehrte die nächste Attacke mit meinem Dolch ab, doch die Wucht ließ mich zurückstolpern. Nun, wenigstens war mir jetzt nicht mehr kalt.

Der Stein im Griff meines Dolches pulsierte in einem hellen Blauton und erinnerte mich daran, dass ich die Kontrolle über die Wassermagie in mir hatte. Dummerweise konnte ich sie hier nicht so einfach einsetzen. Denn nur, weil ich zum Wasserclan gehörte, bedeutete das nicht, dass ich jede Form von Wasser beeinflussen konnte. Meine Spezialität war das Meer – und Eis. Aber jeder Einsatz von Eismagie war mit Gefahren verbunden. Für mich selbst und für mein Umfeld. Und das Meer war zu weit entfernt, um es von hier aus zu beeinflussen.

Als hätte der Elementar meine Gedanken gelesen, stürzte er sich ein weiteres Mal auf mich. Ich wartete, bis er ganz nahe war, schaffte es jedoch nicht, selbst einen Schlag zu landen, und musste erneut ausweichen.

In diesem Moment sauste etwas Silbernes durch die Luft und schnitt gleich mehrere Ranken ab, ehe die Waffe wie ein Bumerang zu seinem Besitzer zurückflog.

Lance stand nur wenige Meter entfernt am Rande der Wiese und hielt das Chakram, die heilige Waffe des Energieclans, lässig in der Hand. Sein braunes Haar war vom Wind zerzaust und in seinen dunklen Augen lag ein entschlossener Ausdruck.

Ich richtete mich schwer atmend auf, während der Elementar vor Schmerzen aufheulte und ein Stück zurückwich.

»Wo warst du so lange?«, fragte ich mit einem neckenden Unterton.

Lance schnaubte nur und trat zu mir. »Soll ich lieber wieder gehen und euch allein lassen?«

Ich grinste und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Kreatur. »Auf keinen Fall.«

Denn auch wenn wir verschiedenen Clans angehörten, er den Campbells, dem Energieclan, und ich den MacLeods, machte es mit ihm an meiner Seite immer noch am meisten Spaß, Elementare zu bekämpfen. Außerdem gab es niemanden dort draußen, dem ich mein Leben mehr anvertrauen würde, als Lance.

Er warf das kreisrunde Chakram erneut auf unseren Gegner, der sich inzwischen von der vorherigen Attacke erholt hatte und sich auf uns stürzen wollte.

Ich nutzte die Ablenkung, um mich anzuschleichen und das Wesen mit einem direkten Angriff zu überraschen. Stück für Stück drängte ich es zurück, während es vor Wut brüllte. Schweiß trat mir auf die Stirn. Ich brauchte nur einen passenden Moment, in dem es seine Deckung vernachlässigte, um es mitten ins Herz treffen zu können. Doch gerade als ich ausholte, verschmolz die Kreatur erneut mit dem Boden und riss mich dabei von den Füßen.

»Nein!«

Lance war sofort bei mir und hielt mir die Hand hin, um mir hochzuhelfen. »Alles in Ordnung?«

»Ja. Aber wir müssen es erledigen, bevor es auf die Idee kommt, irgendjemanden anzugreifen.«

Er zog die Augenbrauen hoch. »Du meinst, jemand anderen als uns?«

Unvermittelt tauchte eine Flammensäule nur wenige Meter neben uns auf und Reid Kelvin trat daraus hervor. Selbst bei den kalten Tem- peraturen trug er seine üblichen roten Chucks, die farblich zu seinem rotblonden Haar passten.

»Wo wart ihr die ganze Zeit?«, rief er und breitete die Arme aus. »Ich war pünktlich am Treffpunkt und von euch ist weit und breit nichts zu sehen.«

»Und wo warst du die ganze Zeit?«, konterte ich. »Hast du dich verbeamt, oder was?«

»Hey, ich musste euch erst mal finden –« Reid brach ab, als er das Elementarwesen bemerkte, das sich am anderen Ende der Wiese aus dem Boden erhob. »Hätte mir ja denken können, dass ihr zwei wieder mitten in einem Kampf steckt. Seid ihr bald damit fertig?«, fragte er und deutete auf die Kreatur, die jetzt geradewegs auf uns zurannte. Jede einzelne Bewegung war so schnell, so heftig, dass der Boden unter unseren Füßen erzitterte.

»Wir könnten ein bisschen Unterstützung gebrauchen«, gab Lance zu.

Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. »Verräter.«

Dieses Elementarwesen hätte ich auch allein plattgemacht, wenn ich meine Kräfte hätte einsetzen können. Na gut, vielleicht mit ein bisschen Hilfe. Aber ausgerechnet Reid zu fragen? Das würde er uns bis in alle Ewigkeit vorhalten.

»Na, wenn das so ist.« Ein breites Grinsen erschien auf Reids Gesicht. Er ließ die Knöchel knacken und entfachte mithilfe seiner Feuermagie eine Flamme in seiner Handfläche. »Ich zeig euch mal, wie das richtig gemacht wird.«

Ich verdrehte die Augen. »Wo hast du eigentlich Sloan gelassen?«

»Was? Sloan?« Reid stolperte nach vorne und die Flamme in seiner Hand erlosch. »Wie kommst du jetzt darauf?«

»Ach komm, als ob ihr nicht schon vor diesem Treffen zusammen gewesen wärt«, murmelte ich und machte mich bereit, dem Angriff des Elementars auszuweichen.

Dass Reid es schaffte, sogar mitten in einem Kampf so eine unschuldige Miene aufzusetzen, war wirklich beeindruckend. »Keine Ahnung, wovon du da redest, MacLeod.«

Ich schüttelte nur den Kopf, ließ ihn aber seine Feuerattacke loswerden, die den Elementar lange genug in Schach hielt, dass ich mich ihm unbemerkt nähern konnte. Als ich direkt vor ihm stand, hob ich den Arm und rammte meinen Dolch mit aller Kraft in sein Herz.

Sofort erstarrte die Kreatur, dann zerfiel sie vor unseren Augen in ihre Einzelteile, in Äste und Ranken, Blätter und Moos, die sich gleich darauf zu Staub auflösten.

Ich atmete tief durch. Geschafft. Na endlich.

»Gutes Teamwork«, stellte Lance fest und befestigte das Chakram unter seinem Mantel.

Ich wollte gerade darauf antworten, als mir der Geruch nach Rauch in die Nase drang. Ich warf Reid einen fragenden Blick zu, doch der schüttelte nur den Kopf.

Gleich darauf schossen lauter kleine Flammen auf der Wiese in die Höhe, als würde jemand nach und nach Kerzen anzünden. Nur leider hatte dieser Anblick so gar nichts Weihnachtliches an sich, denn die vielen kleinen Flammen schlossen sich zusammen, um eine Kreatur aus reinem Feuer zu bilden.

»Nicht euer Ernst …«, knurrte Reid und wich zurück, denn gegen sein eigenes Element war er machtlos. »Tu irgendwas!«, verlangte er von mir und fuchtelte in Richtung des Elementars. »Setz deine Wassermagie ein!«

»Du bist gut«, erwiderte ich trocken. »Wenn wir nicht halb Edinburgh im Meer versinken lassen wollen, kannst du das vergessen!«

Aber was sollte ich sonst tun? Lance und Reid konnten mir gegen dieses Wesen nicht helfen. Dafür war es zu mächtig. Obwohl es auf der anderen Seite der Wiese erschienen war, konnte ich geradezu die brennende Hitze spüren, die es ausstrahlte, sobald es sich vollständig materialisiert hatte.

Ich schluckte hart und warf den Dolch zu Boden, wo er mit der Klinge voran in der Erde stecken blieb. Für gewöhnlich verhalf er mir zu mehr Kontrolle, doch das war das Letzte, was ich jetzt brauchte. Eismagie ließ sich nicht beherrschen.

Auf einmal war da eine sanfte Berührung an meinem Arm. Ich drehte den Kopf zur Seite und blickte geradewegs in Lance’ Gesicht. Mit einem Schritt war er bei mir, legte die Hände an meine Wangen und sah mir tief in die Augen. »Ich hole dich zurück.«

Mein Herz, das aufgrund des Kampfes schon viel zu schnell pochte, setzte einen Schlag lang aus und hämmerte dann umso heftiger weiter.

Ich nickte langsam, weil ich zu keiner Antwort fähig war. Sollte ich die Kontrolle über die Eismagie verlieren, würde er mich zurückholen. Er würde verhindern, dass ich zu einer dieser Kreaturen wurde. Das war ein Versprechen – und ich vertraute ihm.

Ich atmete mehrmals durch, dann stellte ich mich dem Feuerwesen und mit ihm jeder schrecklichen Erinnerung meines Lebens, bis Zorn und Machtlosigkeit tief in mir pulsierten und jede andere Emotion erstickten. Aber es war kein rasender, kein heißer Zorn, sondern eine kalte Wut, die sich in mir ausbreitete. Eine kalte Wut, die ich brauchte, um die Eismagie tief in meinem Inneren zu aktivieren.

Mein Atem kondensierte in der winterlichen Luft. Das Gras zu meinen Füßen begann knisternd zu erstarren. Eis funkelte auf meinen Hän- den und breitete sich entlang meiner Arme aus, bis ich das Gefühl hatte, dass selbst das Blut in meinen Adern aus Eiswasser bestand.

Der Feuerelementar beäugte mich misstrauisch. Ich machte einen Schritt auf ihn zu – und er wich zurück, als könnte er die gewaltige Macht in meinem Inneren spüren.

Jeder Gedanke in meinem Kopf löste sich auf. Es gab nur noch ein Ziel: den Elementar zu vernichten.

Ich riss die Arme hoch. Pures Eis strömte aus meinen Händen und direkt auf das Wesen zu, das im selben Moment eine Attacke in meine Richtung sandte. Ein Zischen erfüllte die Luft und Dampf stieg auf, als Eis und Feuer aufeinandertrafen.

Ich machte noch einen Schritt nach vorne, doch der Elementar wich dem Angriff aus. Einen Atemzug später schoss ein Flammenstrahl direkt auf mich zu.

»Ava!« Lance’ Rufen drang an mein Ohr, aber ich reagierte nicht darauf. Rührte mich nicht. Ich blieb an Ort und Stelle stehen und ließ das Feuer auf mich zukommen. Kurz bevor es mich erreichte, prallte es gegen eine Wand aus Eis, die sich rasend schnell vor mir aufbaute.

Die Ablenkung nutzend, sprintete ich los, umrundete die Feuerkreatur und schoss eine Eisattacke nach der anderen darauf ab. Wieder und wieder, bis immer mehr Flammen erloschen und die unförmige Gestalt fast schon menschliche Züge annahm. Ein letztes Mal holte ich aus und nutzte all meine Magie. Eissplitter durchdrangen den Elementar und rissen ihn in Stücke, bis nur noch der Geruch nach Verbranntem und das Funkeln winzig kleiner Eisblumen in der Luft zurückblieb.

Keuchend sank ich auf die Knie. Mein Puls raste. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Schritte donnerten über die Wiese, gleich darauf waren Lance und Reid bei mir.

»Alles okay?« Vorsichtig legte Lance seine Hand auf meine Schulter, während Reid mir den Dolch der MacLeods hinhielt.

Es kostete mich meine gesamte Willenskraft, den kalten Zorn in mir zurückzudrängen und mir die Kontrolle über meinen Körper, meine Gedanken und Gefühle zurückzuholen. Ich nickte langsam und packte den Dolch. Das kühle Metall und der leuchtend blaue Stein, der all meine Eismagie in sich aufzusaugen schien, halfen mir dabei, zu mir selbst zurückzufinden.

»Du hast es geschafft.« Lance zog mich an sich und ich ließ mich erleichtert gegen ihn sinken.

Sein vertrauter Duft und seine Wärme umgaben mich und taten ihr Übriges, damit ich wieder ganz ich selbst wurde.

Sogar Reid wirkte beeindruckt, und das, obwohl er sonst immer eine große Klappe hatte. »Nicht schlecht.«

Ich lächelte matt. »Danke.«

Mit Lance’ Hilfe stand ich auf. Wir sahen uns ein letztes Mal um, dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg zurück. Denn obwohl wir übernatürliche Elementarwesen bekämpften und selbst je ein Element beherrschen konnten, waren wir trotzdem noch ganz normale Menschen, die sich für einen Besuch auf den Weihnachtsmarkt verabredet hatten. Was auch immer normal für uns bedeutete.

»Da seid ihr ja endlich!«, begrüßte uns Sloan am Treffpunkt in den Princes Street Gardens und musterte uns alle von oben bis unten. Wahrscheinlich konnte man uns den Kampf nur zu deutlich ansehen.

»Wir hatten noch was zu erledigen«, murmelte Reid.

Sloan schnaubte und blies sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. »Das dachte ich mir schon. Während ihr Superhelden gespielt habt, habe ich mich um die wirklich wichtigen Dinge gekümmert«, verkündete sie und drückte jedem von uns eine dampfende Tasse in die Hand.

Ich wechselte einen überraschten Blick mit Lance und schmunzelte. »Danke.«

Sie zuckte mit den Schultern, aber ich hatte ihr kleines Lächeln ganz genau gesehen.

Wir stießen miteinander an und schlenderten zu viert an den Ständen mit Essen und Getränken, Kerzen und Weihnachtschmuck, Holz- figuren und jeder Menge bunten Souvenirs vorbei, bis es ruhiger um uns herum wurde.

»Seht nur!«, rief Reid andächtig.

Ich folgte seinem Blick und legte den Kopf in den Nacken. Weiße Flocken fielen vom Himmel herab und tanzten durch die Luft.

»Bist du das?«, fragte Lance und griff nach meiner Hand.

Eine Schneeflocke landete auf meiner Nasenspitze und schmolz auf meiner Haut. Ich schüttelte den Kopf.

»Dann schneit es wirklich«, stellte Sloan erfreut fest und streckte die Hände aus, als wollte sie die einzelnen Flocken einfangen.

Ich lächelte.

In Edinburgh schneite es normalerweise nicht – doch wie es aussah, war heute ein besonderer Tag. Und das nicht nur wegen der weißen Flocken, die vom Himmel herab segelten, sondern vor allem wegen der Menschen, mit denen ich hier stand.

So unterschiedlich wir alle auch sein mochten und so kompliziert die Beziehungen unserer Clans untereinander auch waren, das Wichtigste war, dass wir vier hier waren. Nicht als Sturmtöchter und -söhne. Nicht als Clanmitglieder. Sondern ganz als wir selbst. Als Freunde. 

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